Sagenschatz des Kreises Peine
nach dem Buch von Robert Bartels
aus dem Jahr 1956


Landkreis Peine

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PAZ_12.08.2006
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Der Bote der Fischkönigin

Manchmal schickt die Fischkönigin einen Boten nach dem Halvesser Teich und läßt fragen, ob der Waldkönig nicht kommt. Die Nachfrage besorgt meistens ihr dicker, feister Koch. Der ist zwar ein ganz alter Kerl, dem schon grünes Moos auf dem Kopfe wächst; aber diese Botengänge besorgt er gern, denn ihm schmeckt das Süßwasser besser als das salzhaltige Wasser der grünen Nordsee. Als er eines Tages wieder am Halvesser Teich weilte, eine tüchtige Schüssel Flohkrebse verzehrt und genug süßes Wasser dazu getrunken hatte, hielt er auf einer Moosbank, die dicht am Ufer im Wasser stand, sein Mittagsschläfchen.

Da kam von ungefähr ein Tagelöhner aus Abbensen dort vorüber. Er wollte von einem Heidstück eine Karre voll Plaggen holen. Plötzlich erblickte er den großen Fisch. Schnell nahm er sein Plaggeneisen, und schwupp, ehe der dicke Fischkoch es sich versah, lag er am Ufer unter einem Fuhrenbusch. Er hatte sich nämlich so erschrocken, daß er ohne Überlegung ans Land gesprungen war.

Der Tagelöhner versuchte nun, den Riesenfisch auf die Karre zu bekommen. Das war keine leichte Arbeit. Schon der Schwanz des Ungetüms war so schwer, daß er ihn kaum heben konnte. Nachdem er sich zwei Stunden lang abgequält hatte, lag der Fisch endlich auf der Karre.

In Peine war gerade Markttag. Deshalb beschloß der Tagelöhner, seine Beute dort sofort zu verkaufen. Was würden die Peiner Bürger für Augen machen, wenn er diesen Fisch brachte. Da saßen ja ein paar hundert Pfund dran. Schon zählte er in Gedanken all das Geld, das er einnehmen würde.

Er schob die Karre auf der alten sandigen Uetzer Heerstraße entlang, die über den Sundern führt. Aber alle zehn Schritt mußte er anhalten, so schwer war die Fuhre. Der Schweiß lief ihm nur so in Strömen über das Gesicht.

Der dicke Koch der Fischkönigin verhielt sich ganz ruhig. Er war in seinem ganzen Leben noch nicht einmal gefahren worden, und das Fahren machte ihm Spaß.

Als der Mann den Sundernberg erreicht hatte und Peine zu seinen Füßen lag, atmete er auf. Nun hatte er es geschafft. In diesem Augenblick richtete sich der Fisch hoch, schlug seine großen glasigen Augen auf und rief, als er die nahe Stadt sah, seinem Fuhrmanne zu:

„Gliek bringste meck weer in‘n Halvesser Diek,
süst dreihe eck deck dä Näse in‘n Nacken!“

Vor Schreck ließ der Tagelöhner die Karre stehen und wollte nach dem nahen Sundern laufen, aber wieder rief der Fisch:

„Eck kome un dreihe deck dä Näse in‘n Nacken!“

Zitternd faßte da der Abbenser die Karre und schob sie schwitzend den ganzen Weg zurück. Es war die sauerste Arbeit seines Lebens. Als er aber den Fisch in den Teich kippte, schlug dieser mit seinem Schwanze zur Seite. Er traf das Bein des Tagelöhners, und der arme Mann mußte sein Leben lang hinken.

Lesen Sie doch auch: Der Halvesser Teich, Der Waldkönig und Der Schimmel des Waldkönigs

 

Titel in Alphabetischer Reihenfolge:

„Ahrens Kamer“ im Woltorfer Holze
Das weiße Gespenst
Der Amboß von Edemissen
Der Berggeist
Der Bote der Fischkönigin
Der Bussekater
Der Butzemann
Der Frosch von Hohenhameln
Der Glockenstein
Der Gluhschwanz
Der Hakemann
Der Halvesser Teich
Der Haßjäger
Der Herzberg früher und heute
Der Höllenhund
Der Kampf der Riesen
Der Kornhase
Der Moorkerl
Der nächtliche Pflüger im Wendesser Moor
Der Pferdeschinder vom Escheberg
Der Riese und der Doppelkirchturm von Hohenhameln
Der Schatz im Hügelgrab auf der Wehnser Horst
Der Schatz im Kesselloch
Der Schimmel des Waldkönigs
Der Schmuggler und die Tückeboten
Der Speerbaum oder Schildbaum
Der Spuk an der Schwarzwasserbrücke
Der Spuk auf dem Bärenkampe
Der spukende Ochse
Der Waldkönig
Die Eule zu Peine
Die Gründung der Horststiftung
Die Gründung des Dorfes Wehnsen
Die Kirche von Hohenhameln als Stiefelknecht
Die Kniekuhlen
Die Kornhexe
Die Lüchtenkeerls
Die Rachegeister
Die Riesenspuren von Edemissen
Die Riesensteine von Groß Solschen
Die Walpurgisnacht
Die Wunderblume von Edemissen
Die Zwerge im Dedenhäuser Wallberge
Die Zwerge im Wohlenberge
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