Sagenschatz des Kreises Peine
nach dem Buch von Robert Bartels
aus dem Jahr 1956


Landkreis Peine

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PAZ_12.08.2006
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Der Berggeist

Vom Berggeist erzählen die Bergleute seit alter Zeit. Sie sagen allgemein, daß er es gut mit dem braven, anständigen Bergmanne meint. Er warnt ihn frühzeitig, wenn der Berg zu Bruch gehen will; und manchem hat er dadurch schon das Leben gerettet. Es wird berichtet, daß er in alter Zeit verkleidet vor Ort erschienen sei und dem Knappen, dem das Öl auf dem Geleucht versiegte, ausgeholfen habe. Da in vielen Gruben der Weg bis vor Ort sehr weit ist, kann sich jeder vorstellen, wie gefährlich es ist, ohne Licht in den Stollen umherzuirren. Ja, es soll vorgekommen sein, daß er einem Kumpel, der mit seiner Familie unverschuldet in Not geraten sei, selber eine reiche Erzader geöffnet hat, so daß er über Nacht aller Sorgen ledig war.

Doch ist auch bekannt, daß der Berggeist dem Bergmanne, der nicht kameradschaftlich handelt, schweren Schaden zufügt. So ist es ihm zu danken, daß die Bergleute unter sich die beste Kameradschaft halten und auch in der größten Not fest zusammenstehen.

Auch die Männer auf den Bohrtürmen wissen manches vom Berggeist zu berichten. Wenn sie wissen wollen, ob er in dem Bohrloche anwesend ist, so schlagen sie, wenn das Bohrgestänge ausgefahren ist, mit einem schweren Hammer an das Bohrrohr. Dann antwortet der Geist nach einiger Zeit mit donnernder Stimme. Man darf das Klopfen nicht zu oft wiederholen, sonst wird er ärgerlich und spielt der Schicht einen bösen Streich. Wird das Gestänge wieder eingefahren und gebohrt, so klemmt er den Bohrmeißel fest oder läßt ein Gewinde, eine Muffe zu Bruch gehen, so daß das Gestänge wieder ausgefahren werden muß, um den Schaden auszubessern. Oft bleibt dabei ein Teil desselben im Bohrloch zurück, so daß außerdem Fangarbeit geleistet werden muß. Solche Arbeit kostet zuweilen wochenlange Mühe und viel Geld. Bohrmeister und Schichtführer sehen es darum nicht gern, wenn Bohrmänner den Berggeist reizen.

Wird er in Ruhe gelassen, dann ist er gern behilflich. Er gibt den Männern Zeichen, auf die sie achten sollen. So schickt er in der Spülung Gasspuren nach oben, die darauf hindeuten, daß die ölführende Erdschicht bald erreicht wird. Steht ein Ausbruch von Erdöl bevor, so rumort er kurze Zeit vorher ganz laut im Bohrloche. Jetzt ist höchste Vorsicht geboten, und es wird Zeit, die Vorbereitungen für das Auffangen des Öls zu treffen.

In Oelheim hat ein junger Bohrmann gleich in den ersten Tagen seiner Tätigkeit auf einem Bohrturm das Rumoren des Berggeistes gehört, aber nicht gewußt, was das zu bedeuten hatte. Da gerade Mittagspause war und er als Wache im Turme stand, hat er nicht daran gedacht, dem Schichtführer Meldung zu erstatten. So erfolgte ganz plötzlich der Ölausbruch. In hohem Bogen spritzte das flüssige Gold aus der Erde heraus. Der Überraschte wurde von unten bis oben hin mit dem braunen Öl überschüttet, so daß er sich nicht mehr ähnlich sah. Das gab eine böse Überraschung für die Leute, die in der Kaue saßen und ihr Mittagbrot verzehrten. Sie ließen alles stehen und liegen, sprangen auf und eilten mit Riesenschritten herbei, um das kostbare Naß einzufangen. Mit Windeseile warfen sie Gräben auf, zogen Dämme, stellten Pumpen bereit, setzten sie in Betrieb, damit die wertvolle Flüssigkeit in die bereitstehenden Behälter gefördert werden konnte. Bald lief das Öl in der üblichen Weise seinen Weg. Der Schreck war überstanden, aber der vom Ölausbruch Überraschte mußte sich noch oft necken lassen, denn: „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!“

Die erfahrenen Bohrmänner sind aber vor dem Berggeist ebenso wenig sicher wie die Anfänger. Das sollte einmal eine Belegschaft in Oberg erleben. Sie war mit einer Bohrung gut fündig geworden und förderte schon längere Zeit viele Tonnen Öl. Plötzlich versiegte die Quelle. Aus diesem Grunde bemühte man sich, dem Öl den Weg wieder frei zu geben. Die Schlammbüchse, das in diesem Falle benötigte Gerät, wurde eingefahren und mit einem starken Seile am Pumpenschwengelbocke befestigt. Darauf brachte man den Motor in Gang und ließ die Büchse im Bohrloche auf- und niederwippen. Dadurch wurde die Bahn zwar frei; aber man hatte die Rechnung ohne den Berggeist gemacht. Er verstand das dauernde Wippen falsch und glaubte, man wolle ihn necken. So schleuderte er mit großer Kraft die Schlammbüchse aus der Tiefe des Bohrloches nach oben an die Oberfläche und aus dem Bohrrohr hinaus. Gleichzeitig entwichen Öl, Gas und Schlamm und regneten unaufhörlich auf die Verdutzten herab, die im Nu übergossen und durchtränkt waren, aber den Arbeitsplatz nicht verlassen durften. Galt es doch jetzt, das Bohrloch mit größter Schnelligkeit abzudichten und das Erdöl wieder in die gewohnte Bahn zu lenken. Nach mühevoller Arbeit gelang das auch, aber noch heute, nach langen Jahren, lachen diejenigen, die davon betroffen wurden, über diesen Schabernack des Berggeistes, dem das Wippen nicht gefallen hatte.

Titel in Alphabetischer Reihenfolge:

„Ahrens Kamer“ im Woltorfer Holze
Das weiße Gespenst
Der Amboß von Edemissen
Der Berggeist
Der Bote der Fischkönigin
Der Bussekater
Der Butzemann
Der Frosch von Hohenhameln
Der Glockenstein
Der Gluhschwanz
Der Hakemann
Der Halvesser Teich
Der Haßjäger
Der Herzberg früher und heute
Der Höllenhund
Der Kampf der Riesen
Der Kornhase
Der Moorkerl
Der nächtliche Pflüger im Wendesser Moor
Der Pferdeschinder vom Escheberg
Der Riese und der Doppelkirchturm von Hohenhameln
Der Schatz im Hügelgrab auf der Wehnser Horst
Der Schatz im Kesselloch
Der Schimmel des Waldkönigs
Der Schmuggler und die Tückeboten
Der Speerbaum oder Schildbaum
Der Spuk an der Schwarzwasserbrücke
Der Spuk auf dem Bärenkampe
Der spukende Ochse
Der Waldkönig
Die Eule zu Peine
Die Gründung der Horststiftung
Die Gründung des Dorfes Wehnsen
Die Kirche von Hohenhameln als Stiefelknecht
Die Kniekuhlen
Die Kornhexe
Die Lüchtenkeerls
Die Rachegeister
Die Riesenspuren von Edemissen
Die Riesensteine von Groß Solschen
Die Walpurgisnacht
Die Wunderblume von Edemissen
Die Zwerge im Dedenhäuser Wallberge
Die Zwerge im Wohlenberge
Kükens Wiese
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